Über Die Auferbauung unserer Kirche
Urkunde (der Grundsteinlegung)
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!
Allein Gott in der Höhe sei Ehr!
Hiermit kund und zu wissen den Nachkommen, daß heute am 17. August im Jahre des Heils 1891
der Grundstein für die Kirche zu Oberfrohna gelegt worden ist.
Oberfrohna, früher Oberfrohnau und Oberfrohne genannt, bis vor wenigen Jahrzehnten ein kleiner Ort an der Frohna gelegen, hat seit etwa 1 1/2 Jahrhundert neben der Landwirtschaft vor allem die Strumpfwirkerei seit Mitte der 30er Jahre aber besonders die Handschuhfabrikation betreiben. Seit dieser Zeit, besonders aber in den letzten 40 Jahren hat sich der Ort so sehr gehoben, daß die Einwohnerzahl, welche 1850 etwas 1500 betrug, nach der letzten Volkszählung 1890 auf 3522, und die Schulkinderzahl welche bei der Erbauung des alten Schulhauses, 186 betrug, auf 587 gestiegen ist.
Dies stete Wachsen der Gemeinde Oberfrohna, welche bis zum 31. Dezember 1889 zur Parochie Limbach gehörte, hat nach und nach auch auf kirchlichem Gebiete mancherlei Aenderung hervorgerufen. Schon im Jahre 1853 ist ein Grundstück an der Straße nach Limbach gekauft, am 14. November deßelben Jahres die Hälfte davon als Gottesacker, und die darauf erbaute Halle als Gottesackerhalle eingeweiht worden. Im Jahre 1860 erkannte man, dass Oberfrohna bei diesem Anwachsen einmal eine eigene Kirche sich werde bauen müssen, und gründete deshalb den Kirchenbaufond, der in diese 30 Jahren von 89 Thlr. 7 Gr. 4 Pf. bis auf 13073 Mark 67 Pf. angewachsen ist.
Im Jahre 1882 wurde durch Herrn Oberpfarrer Thomas in Waldenburg, den derzeitigen Diaconus im Limbach, Abendgottesdienste in einem Schulzimmer hier eingerichtet und von seinen Nachfolgern fortgeführt und, um deren Erbaulichkeit zu erhöhen, am Sonntag nach Neujahr 1885 ein aus dem Erlös durch Collecte angeschafftes Harmonium durch genannten Herrn Diaconus Thomas geweiht. So hatte Oberfrohna schon einen eigenen Gottesacker und eigene Abendgottesdienste.
Da aber nicht allein Oberfrohna, sondern die ganze Parochie Limbach gewachsen war, und zwar auf über 16000 Seelen, zu deren geistlicher Versorgung nur die beiden Geistlichen in Limbach angestellt waren, so sah man sich vor die Notwendigkeit gestellt, ein neues geistliches Amt zu gründen, und zwar entweder ein neues Diaconat in Limbach, oder ein selbstständiges Pfarramt in Oberfrohna. Somit war die Auspfarrungsfrage angeregt, und die Verhandlungen wurden in Angriff genommen.
Nach einer freilich fast erfolglosen Hausväterversammlung am 13. Dezember 1888, welche Herr Superintendent Michael leitete, und nach einer Gemeinderathssitzung am 15. April 1889 im Beisein des derzeitigen Amtshauptmanns Fischer, sowie nach mehrfachen Verhandlungen mit dem hohen Landesconsistorium, der Königlichen Kircheninspection und dem Kirchenvorstande zu Limbach beschloß der Gemeinderath am 2. Mai 1889, die Gemeinde Oberfrohna aus der Parochie Limbach auspfarren zu laßen und eine selbstständige Kirchgemeinde zu bilden, wozu das hohe Landesconsistorium am 31. Mai 1889 seine Genehmigung ertheilte.
Nun konnten die Vorarbeiten für die am 1. Januar 1890 beginnende Selbstständigwerdung der Kirchgemeinde Oberfrohna beginnen. Am 11. August 1889 fand die Wahl des ersten Kirchenvorstandes von Oberfrohna statt, am 18. August 1889 IX. p. Trin. der Kirche zu Limbach die feierliche Einweihung deßelben durch Herrn Pfarrer Hemmann in der Kirche zu Limbach.
Dieser erste Kirchenvorstand bestand aus folgenden Mitgliedern der Stimmenzahl nach geordnet: 1. Herr Fabrikant Robert Fritzsche; 2. Herr Fabrikant Gustav Neuhaus; 3. Herr Gemeindevorstand Carl Rothe; 4. Herr Strumpfwirker Robert Weiße; 5. Herr Gutsbesitzer Otto Schröder; 6. Herr Gutsbesitzer Carl Schulze; 7. Herr Privatier Eduard Kühn; und 8. Herr Gemeindeältester Hermann Pester.
Von 1. Januar 1890 bis zum Antritt des eigenen Pfarrers von Oberfrohna versahen das Amt die Geistlichen von Limbach, Herr Pfarrer Hemmann, welcher auch den interimistischen Vorsitz im Kırchenvorstande führte, mit Herr Diaconus Steinbach. Nachdem sodann diejenige Kirchgemeinde am 9., 16. und 23. Februar 1890, Sexagesimae, Estomihi und Invocavit, Gastprediger angehört hatte, wählte der Kirchenvorstand am 5. März 1890 den ersten Pfarrer von Oberfrohna: Friedrich Alwin Hauptmann, welcher am 17. April 1890 in Oberfrohna einzog, am 20. April, Misericordias Domini, in der Kirche zu Limbach feierlich eingewiesen wurde und darnach seine Antrittspredigt hielt über den Sonntagstext Röm. 10, 8-14.
Von nun an wird allsonntäglich Vormittags Gottesdienst abgehalten im Betsaale zu Oberfrohna, einem mit Altar, Kanzel, Taufstein und Harmonium ausgestatteten Schulzimmer der im Jahre 1886 erbauten Schule, nur alle 3 Wochen. vom 1. Januar 1891 an aller 4 Wochen muß der Pfarrer von Oberfrohna bis zur Einweihung der neuen Kirche Vormittags Gottesdienst in der Kirche zu Limbach, am Abend imBetsaale zu Oberlrohna abhalten.
Bald aber war sich der Kirchenvorstand sowie die ganze Gemeinde darüber klar, daß der etwa 150 Personen faßende Betsaal für eine Kirchgemeinde von über 3 1/2 Tausend Seelen viel zu klein sei, und daß, wenn der kirchliche Sinn nicht Schaden erleiden solle, bald der Bau einer Kirche in Angriff genommen werden müße.
Obwohl dem Kirchenvorstande der nun schon eine Zeit andauernde ungünstige Geschältssang und die vielfach damit verbundene Arbeitslosigkeit nicht fremd war, hat er doch im Vertrauen auf Gott, der die Zeiten regiert und zu ändern weiß, und mit Rücksicht darauf, daß am Ende des Jahres 1890 sowohl die Kirchgemeinde, als auch in Folge einer Staatsunterstützung die Schulgemeinde und die politische Gemeinde günstige Rechnungsabschlüße aufzuweisen hatten, ferner, daß gerade, unter den abwaltenden Verhältnißen unter günstigen Bedingungen gebaut werden könne, am 3. Dezember 1890, nach dem verschiedene Kirchenbaupläne eingesehen und verschiedene Kirchen besichtigt worden waren, einsummig beschloßen, diesem kirchlichen Uebelstande abzuhelfen und den Baus einer Kirche nach einem von Herrn Architekt Christian Schramm in Dresden vorgelegten Entwurfe in Angriff zu nehmen.
Als Kirchbauplatz wurde angenommen der bereits früher dazu bestimmte 65 m breite und 64 m lange Platz, bestehend aus einem Bauplatz an der Götzestraße, welcher für 5100 Mark gekauft wurde, und der südlichen, noch unbelegten Hälfte des alten Gottesackers.
Dafür wurde ein neuer Gottesacker, wozu die politische Gemeinde der Kirchgemeinde das Areal überlaßen, nördlich von Oberfrohna, nach Fichingsthal zu gelegen, angelegt und am 20. Juli 1890, die darauf erbaute Parentationshalle am Johannisfeste, den 24. Juni 1891 geweiht.
Die neue Kirche soll 654 Sitzplätze enthalten, 42 m lang, 15 m breit, eine Empore, aber keine Säulen haben. Die Bausumme beläuft sich nach dem Kostenanschlag auf 160 000 Mark, welche Summe bei dem Landwirtschaftlichen Creditverein in Dresden entnommen worden ist, mit 3 1/2% verzinst und beı 1/2% Amortsation in 58 Jahren getilgt sein wird.
Als außerordentliche Mittel für den Kirchenbau sind bis jetzt vorhanden ein Legat von 300 Mark, ein Orgelfond von 430 Mark, ein Kirchenschmückungsfond von 425 Mark.
Das Mauerwerk wird aufgeführt unter der Oberleitung des Herrn Architekt Christian Schramm in Dresden und unter der Bauleitung des Herrn Architekt Wilhem Frankenberg von Herrn Baumeister Ernst Poser in Limbach. Der erst Spatenstich wurde am 1. Juli 1891 gethan. Der erste Stein am 20. Juli gelegt.
Nun ist mit Gottes Hilfe das Grundfundament der Kirche soweit gediehen, daß der Grundstein der diese Urkunde birgt, in den Pfeiler der Kanzel gelegt werden kann. Der Herr aber, unser Gott, sei und freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns, ja das Werk unserer Hände wolle Er fördern!
Im Jahre der Grundsteinlegung war Deutscher Kaiser: Wilhelm der II., König von Sachsen: Albert. Staatsminister des Cultus mit öffentlichen Unterrichtes war: Dr. jur. et theol. Carl Friedrich Wilhelm von Gerber. Präsident des Evangelisch-Lutherischen Landeskonsistoriums war: Geh. Rath Dr. theol. Dietrich Otto von Berlepsch. Vicepräsident und Oberhofprediger war: Dr. theol. et phil. Ernst Julius Meier. Ephorus der Diözese Chemnitz war: Sup. Prof. Michael, Amtshauptmann von Chemnitz und Coinspector für Oberfrohna: Amtshauptmann Merz.
Pfarrer und Vorsitzender des Kirchenvorstandes war:
eine Zeile frei (in Bleistift geschrieben)
Mitglieder waren: 8 Zeilen frei (in Bleistift geschrieben)
Gemeindevorstand von Oberfrohna war: Carl Rothe, Cantor und dirigirender Lehrer war: Herrmann Näumann. Bezirksschulinspector war: Schulrath Laupe. Kirchendiener war: Hermann Hunger.
Dieser Urkunde sind beigelegt: 1 Grundriß der Kirche, 1 Festordnung der Grundsteinlegung, 1 Nr. der Leipziger Zeitung, 1 Nr. des Chemnitzer Tageblattes, 1 Nr. des Limbacher Tageblattes, 1 Nr. des Burgstädter Anzeiger.
Diesen Bau und Alle die daran arbeiten, befehlen wir dem Schutze Gottes. Er beschütze das Gotteshaus, behüte die Gemeinde, erhalte uns sein Wort und Sacrament, vergebe uns unsere Sünden, erlöse unsere Seelen und laße uns nicht wanken von dem einen Grunde, der gelegt ist, welcher ist ...
... Jesus Christus.
Amen!
Es wird dem Fotografenmeister Herrn Dietmar Lange aus Oberfrohna für seine historische Bildersammlung gedankt, die er unserer Kirchgemeinde zur Verfügung gestellt hat.
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